Marsbergs Fundstück des Monats Oktober 2013 blickt auf die Geschehnisse in Essentho und Meerhof im Jahr 1759

Marsbergs Fundstück des Monats Oktober 2013 blickt auf die Geschehnisse in Essentho und Meerhof im Jahr 1759

Essentho/ Meerhof. Der Verein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ gelangte in den letzten Tagen in den Besitz einer 254 Jahre alten Zeitung mit dem Titel: „Wienerisches Diarium“. Diese historische Schrift sowie dessen Anhänge erschienen am 30.06.1759 im „Kaiserl. Kön. privilegirten Zeitungs-verlag und Buch-druckerey im neuen Michaeler-haus“ und befinden sich jetzt in der Sammlung von „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte“.

Die Titelseite des „Wienerischen Diariums“ vom 30.06.1759 mit vielen Berichten zu europäischen, kriegerischen Auseinandersetzungen in Essentho und Meerhof.

Die Titelseite des „Wienerischen Diariums“ vom 30.06.1759 mit vielen Berichten zu europäischen, kriegerischen Auseinandersetzungen in Essentho und Meerhof.

Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein prämierte die alte Zeitung mit Bezug zu den Ortschaften Essentho und Meerhof, die anno dazumal im Blickpunkt von europäischen, kriegerischen Auseinandersetzungen standen, zu Marsbergs Fundstück des Monats Oktober 2013. Der Sauerlandkurier stellt die geschichtlichen Hintergründe exklusiv vor. Kunibert Rölleke, Ortsheimatpfleger von Essentho, stellte den „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ die Essenthoer Chronik zur Verfügung. Dort kann man parallel die kriegerischen Ereignisse des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) und die daraus resultierende Not der heimischen Bevölkerung erlesen. In der Zeitung steht unter dem 17. Juni 1759: Heute „ist die grosse Königl. Französische Armee unter Commando des Marschalls von Contades annoch zu Meerhof gestanden, und zwar allem Ansehen nach in Erwartung der grossen Artillerie. Der Prinz Ferdinand hat seine Armee zwischen Büren und Brenken zusammen gezogen… Die Volontairs von Nassau haben Paderborn besetzt… Die sowol zu Münden als auch zu Cassel erbeutete feindliche Fourage bestehet…aus mehr als 600.000 Rationen an Heu, Haber, und Korn.“ Der Anhang der damaligen Zeitung weist einen Bericht aus dem „Königl. Französischen Feldlager bey Meerhof“ auf. „Den 13. (Juni 1759) ist die Armee aus dem bey Korbach gehabten Lager aufgebrochen, um sich der Dymel zu näheren…“ „…und die Armee lagerte sich also bey Stadtberg (Marsberg), diese Stadt und den Dymel-fluß vor sich habend. Eben diesen Tag noch giengen die Infanterie-brigade von Orleans, das Cavallerie-regiment von Noe, das Turpinische, und die Frey-willige von Dauphine, alle unter fortwährenden Commando des Hrn. Marechal de Camp Dauvet über die Dymel, und besetzten jenseits das ausserhalb deren Defileen am Eingang der Fläche ligende Dorf Essen (Essentho).“ General Imhof stand mit 16.000 Mann bei Büren, „4 kleine Meilen von Essen (Essentho)“. Prinz Ferdinand Truppen (6 Kolonnen mit „Detaschementern des Artillerie Corps“) wollten sich zudem am 14.06.1759 in Essentho mit den „Imhof´schen Corps“ vereinigen. Die Armee stand „um halb 9. Uhr in 2. Linien mit vor sich in der ersten Linie habenden 62. Canonen in Schlacht-ordnung mit dem rechten Flügel an Meerhof, mit dem linken aber an den Wald von Essen (Essentho) anstossend. Das Lager der Franzosen streckte sich mit einem weiteren Flügel bis zur Abtei von Dalheim. Meerhof diente als Hauptquartier. Die Essenthoer Chronik berichtete schon am 03.10.1758 vom Einmarsch von 28.000 Mann der Französischen Armee in die hiesige Feldmark, am 05.10. folgten nochmals 18.000 Mann, wovon das Hauptquartier ebenfalls im Dorfe lag. „Am 27.07.1760 rückte erneut die französische Armee ein und schlug im Roggenfelde das Lager auf. So waren wieder alle Früchte verloren… den Einwohnern blieb nichts übrig als Hunger und Elend“. „Überhaupt, vom Jahre 1758 bis zum Friedensschluss, der im Herbst 1763 erfolgte, waren hier beständige Einquartierung und Durchmärsche aller Art.“ Das noch vorhandene Ackervieh wurde von den Einwoh­nern bei Tage im Walde versteckt und des Nachts da­mit gepflügt und gesät.

Aber auch diese Mühe und Arbeit war stets umsonst. Viele Einwohner wurden, von Hunger und Angst ganz „abgezehrt“, unvermutet tot in ihren Häusern ge­funden. „Während des Krieges wurden hier mehr als 20 Wohnhäuser, darun­ter auch die gutsherrlichen Gebäude, abgebrochen und im Lager verbrannt“. Nach beendetem Krieg war kein lebendiges Tier mehr im Dorfe, nur ein einziges Pferd, welches Johannes Igel auf eine schlaue Art retten konnte. Er hatte sich nämlich die Uniform eines Postknechts verschafft, die er gewöhnlich trug. So oft nun Soldaten durchkamen, wovon er etwas zu be­fürchten glaubte, so setzte er sich auf sein Pferd. Jeder hielt ihn dann für einen Postillion und ließ ihn ruhig passieren. Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichten.de