Marsberger Geschichten und der WGV suchen das Plattdeutsche
Marsberg / Altkreis Brilon / Waldeck-Frankenberg / Kreis Paderborn / Kreis Höxter. Die niederdeutsche Sprache ist vom Aussterben bedroht. Immer weniger Leute sprechen das landläufige Platt. Hier ist Gefahr in Vollzug!
Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ und der Waldeckische Geschichtsverein wollen da überregional gegensteuern. In Kooperation suchen sie gemeinsam das Plattdeutsche. Ein Baustein sind beispielsweise die plattdeutschen Radiosendungen in der Radio-Reihe „DO BISTE PLATT“ am Montagabend auf der Hochsauerlandwelle und die Vermittlung des Plattdeutschen an Schulen.
Da das „Waldecker Platt“ und das „Westfälische Platt“ mit leichten, regionalwechselnden Vokabeln und Dialekten grundsätzlich identisch sind, will man aber einen Schritt weitergehen und eine zentrale, regionale Dokumentationsstelle einrichten. Diese soll im Schreiberschen Haus in Bad Arolsen einem „Nationalen Denkmal“, das ursprünglich im fürstlichen Besitz Waldecks war und heute als Museum und Bibliothek dient, eingerichtet werden.
Hierzu hat jetzt die Jahreshauptversammlung des Waldeckischen Geschichtsvereins, der die Bibliothek im Schreiberschen Haus betreibt, den Weg frei gemacht und dementsprechende Beschlüsse gefasst. Den Grundstock dazu lieferte sofort der Rhoder Heimatforscher Karl Heinemann, der seit Jahren Unterlagen und Tondokumente zum Platt der Region sammelt und aufnimmt. Sein Bestand umfasst bereits 5.500 Datensätze.
Weitere Dokumente in Schrift und Ton sollen vom westfälisch-waldeckischen Platt folgen. Gesucht werden ab sofort aus dem Altkreis Brilon (insbesondere aus dem Südkreis um Winterberg, Hallenberg und Medebach), den Kreisen Paderborn, Höxter und Waldeck-Frankenberg plattdeutsche Texte bzw. Aufzeichnungen sowie Sprecher, die das Niederdeutsche in Alltagsgesprächen nutzen.
Ein besonderes Interesse liegt auf Heimat-Gedichte, Geschichten, Erzählungen, Weisheiten, Bräuche und Anekdoten aus vergangenen Tagen der letzten Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte der Region. Diese können aus Büchern oder Zeitungskolumnen stammen oder handschriftlich von Personen festgehalten worden sein. Alles ist von Bedeutung.
Genauso gut sucht man Sprecher, die einzelne Vokabeln, Sätze, Texte und Unterhaltungen im typischen „Ortsjargon“ vortragen können, um diese aufzunehmen und um diese für die Nachwelt zu erhalten. Sie sollen alle zentral gesammelt werden.
In einem weiteren Austausch fließen sie in verschiedene Archive, wie z. B. dem Sauerländer Mundartarchiv zu Dr. Werner Beckmann in den Stertschultenhof in Cobbenrode. Mehrfach archiviert, können sie später zu Forschungszwecken von den Forschern in Marburg und Münster aufbereitet und ausgewertet werden.
Die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum „Deutscher Sprachatlas“ in Marburg (Prof. Dr. Jürgen Erich Schmidt), der LWL-Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens in Münster (Dr. Markus Denkler) und dem Mundartarchiv des Sauerlandes für den Hochsauerlandkreis und den Kreis Olpe in Eslohe-Cobbenrode (Dr. Werner Beckmann) soll so intensiviert werden.
In der Vergangenheit haben bereits z. B. einzelne Sprecher aus Marsberg-Beringhausen (Margret Schlüter) und Marsberg-Oesdorf (Josef Wiegers) beim „Interaktiven Sprachatlas“ des LWL, abrufbar unter www.lwl.org/isa , mitgewirkt und sind da plattdeutsch zu hören.
Plattdeutsche Sprecher und Personen, die „plattdeutsche Materialen“ aus den Ortschaften der Region zur Verfügung stellen wollen, können sich ab sofort unter: info@Marsberger-Geschichten.de oder unter Tel. 0151-15815361 melden.
Kooperieren in Fragen der Heimatpflege ab sofort länderübergreifend und suchen das Plattdeutsche: V. l. Heinrich Paul, Vorsitzender des Waldeckischen Geschichtsvereins, Andreas Karl Böttcher, Vorsitzender der „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“, und Walter Bracht, Vorsitzender der Bezirksgruppe Diemelstadt im Waldeckischen Geschichtsverein. Foto: Dr. Karl Schilling
Plattdeutsch gesucht – Andreas Karl Böttcher (Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.) zu Gast im Sender bei Radio Hochstift. Foto: Lena Becker