Der Dreikönigstag in Marsberg anno dazumal – Wiederaufnahme der Marsberger Kupfergewinnung

Der Dreikönigstag in Marsberg anno dazumal – Wiederaufnahme der Marsberger Kupfergewinnung

Der Verein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ hat sich auf geschichtliche Spurensuche in die Archive begeben und ist zum Dreikönigstag in Marsberg fündig geworden.

Postkarte mit den Heiligen 3 Königen aus 1936. Verschickt wurde sie an Familie Joseph Igel in Niedermarsberg.

Das Dreikönigssingen ist überall bekannt. Als sogenannter Heischebrauch wurde er damals oftmals dazu genutzt, sich in der kalten Jahreszeit ein Zubrot und einen „Zehrpfennig“ zu verdienen. Diverse Lieder und Vortragstexte blieben bis heute erhalten. Die Vortragenden gingen für gewöhnlich mit einem Stern umher und hatten sich nach Möglichkeit als Könige gekleidet. Das alte Marsberger Dreikönigslied lautete: – so stand es in der Marsberger Illustrierten Woche – „Herr, laß auch mir den Stern der Weisen – Der zu Dir führet, leuchten, glüh´n – Lehr´ mich auf Erdenpilgerreisen – Dem Stern des Glaubens nachzuziehn. – Dann wird mein Denken zu dir steigen – Wie Weihrauch, wie der Duft der Myrrhen – Ich darf der Liebe Gold dir reichen – Und ruh´n bei dir nach langem Irren.“ Für 1935 ist belegt, dass in der Abenddämmerung des Hl. Dreikönigstages (06.01.) 12 bis 15-jährige Jungen von Haus zu Haus – als heilige drei Könige, Kaspar, Melchior und Balthasar verkleidet – gingen. „Gewöhnlich tragen sie ein Hemd mit übergeworfenem, farbigen Wolltuch, dazu Krone und Bart. Kaspar ist geschwärzt, er trägt einen Stab mit einem Stern, der sich dreht. Melchior und Balthasar sind gleich gekleidet. Einer von ihnen trägt eine selbstgeschnitzte bezw. eine ererbte Krippe, deren Hintergrund durch rotes Licht erleuchtet ist. Der andere sammelt Geld ein, das – wie das Sammelkästchen anzeigt, – z. B. für die Turmuhr, für Stationen und andere kirchliche Zwecke bestimmt ist.“ In anderen Marsberger Ortschaften hatten die Drei-Königs-Sänger einen Besen, mit dem Unglück und Not aus dem Hause gekehrt werden sollte. Dazu sangen sie ihre Lieder: „Einst führte Gott an seiner Hand drei Weisen aus dem Morgenland…“. Hatten sie Gaben erhalten, so dankten sie singend: „Ihr habt uns eine Gab´ gegeben, der liebe Gott laß´ Euch in Frieden leben. Wir schreiben Euch auf ein´ Lilienzweig, damit ihr kommt ins Himmelreich. Wir wünschen der Frau einen goldenen Wagen, damit sie kann fahren in den Himmel hinein, wir wünschen dem Mann ein gutes Glas Wein, damit er kann lustig und fröhlich sein. Wir wünsch´ Euch allen eine gute Nacht, ade, ade, o gratias.“ Der Dreikönigstag bildet den Abschluss der weihnachtlichen Festfeier. Der Christbaum wurde in den Familien vielfach zum letzten Male angezündet und dann „geplündert“, d. h. von den Kindern mit viel Vergnügen seines essbaren Schmuckes beraubt. Früher wurde am Vorabend dieses Festes gesungen und es wurden verschiedentlich zu diesem Feste besondere Kuchen gebacken – der Dreikönigskuchen. Dieses war ein dicker Pfannkuchen, in den vier Bohnen „eingebacken“ wurden: eine weiße, eine graue, eine schwarze und eine dicke Bohne. Am Abend wurde der Kuchen unter den Kindern verteilt. „Wer die weiße Bohne bekam, war Kaspar, die graue Melchior und die schwarze Balthasar“. Die dicke Bohne war gefürchtet; denn wer diese fand, „war das Kamel und zwar für das ganze Jahr!“

Mühlenbesitzer und Betriebsleiter a. D. Josef Bunse in 1935.

Für den Dreikönigstag 1935 berichtete die Zeitung ferner von den Bestrebungen der Wiederinbetriebnahme der Marsberger Kupferhütte und über den 70. Geburtstag eines der bekanntesten Marsberger Persönlichkeiten. Mühlenbesitzer und Betriebsleiter a. D. Josef Bunse feierte sein Wiegenfest. Als „Ehrenamtler, geschätzter Stadtverordneter und –vorsteher sowie Mitglied vieler Ausschüsse engagierte er sich für das Wohl seiner Mitmenschen“. Darüber hinaus wurde in Haus Bunse die Verlobung der jüngsten Tochter gefeiert. Dem Engagement von Josef Bunse war es auch zu verdanken, dass die Wiederinbetriebnahme der Marsberger Kupferhütte an diesem Tag ein gutes Stück weiterkam. Kurze Zeit später fand im Saal des Café Gerlach in Niedermarsberg eine Informationsveranstaltung, zu der sich über 350 Personen einfanden, statt. Herr Mönig begrüßte die Anwesenden und übergab sofort das Wort an den Betriebsleiter a. D. Bunse. Er sprach über die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft, die als Träger der Hütte in Frage kommen könnte. Er bezifferte die Kosten einer Inbetriebnahme auf über 300.000 RM. Täglich könnten 200 Tonnen gefördert werden. Obersteiger i. R. E. Müßener gab noch einen geschichtlichen Rückblick zur Marsberger Kupfergewinnung und bekräftigte Bunses vorhaben, dessen sich auch Amtsbürgermeister Brümmer anschloss: „…mit der Unterstützung des aus der Vaterstadt stammenden Landsmannes, Ministerialdirektor in Berlin, Dr. Runte haben wir eine gute Unterstützung!“ Es wurde ein Ausschuss gegründet. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft wurde Josef Bunse. Weitere Mitglieder: Franz Götte (Giershagen), Heinrich Böhmer (Leitmar), Franz Wild (Erlinghausen), Josef Dinkelmann (Westheim), Wilhelm Uto (Helmighausen), Wilhelm Sänger (Hesperinghausen), August Vollmer (Obermarsberg), Wilhelm Schluer (Madfeld), Ewald Müßener (Niedermarsberg), Philipp Böttcher (Niedermarsberg), Bürgermeister Werpers sowie Herr Mönig (Niedermarsberg). Über 200 Einzeichnungen als Mitglied mit einem Beteiligungsbetrag von je 100 RM konnten sofort vermeldet werden: Eine gute Grundlage für die spätere Wiederaufnahme der Kupfergewinnung in Marsberg.

Das Foto zeigt im Vordergrund die Marsberger Kupferwerke um 1925. Oben anschließend sieht man die Pagenstraße, Münzstraße und die ehemaligen Stiftsgebäude von Obermarsberg.

                                                                                                                                                                                              

Sauerlandkurier Print-Version vom 06.01.2013 >>

Sauerlandkurier Online-Version vom 06.01.2013 >>

, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,